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Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt? – Jugendliche diskutieren

Ende November 2020 nahmen Jugendliche aus 10 Marburger Schulen an einem Politparcours mit dem Titel "SexEducation! Lieb doch wen du willst – sei doch wer du willst!" teil, um sich mit Inhalten rund um das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt auseinanderzusetzen.

Dank eines adaptierten Konzeptes konnte der Parcours unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen als Präsenzveranstaltung stattfinden. Jugendliche und Lehrer*innen empfanden das Angebot unter aktuellen Umständen als besonders wichtig. „Gerade jetzt sind wir besonders dankbar für alle außerschulisch stattfindenden Angebote“, betonten die Lehrkräfte.

Die Jugendlichen konnten in Kleingruppen diskutieren und sich auf verschiedene Weise mit dem Thema „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ auseinandersetzen.

Vor allem Fragen wie „Stell dir vor, du bist eine transsexuelle Person und bekommst deswegen keine Ausbildung“ oder „Ist es in Ordnung, in einer Polygamen Beziehung zu leben?“ wurden lebhaft erörtert.

Nebenan betrachtete eine weitere Gruppe große Portrait-Bilder von Menschen, die außerhalb der üblichen Geschlechterrollen posieren. Die Jugendlichen erzählten von Stars, die sich outen und gerade deswegen bewundert werden und von Serien, in denen Menschen außerhalb von Heterosexualität dargestellt werden. Von vielen Jugendlichen formulierte Hashtags zu dem Thema waren u.a. #stärke, #liebwenduwillst und #selbstliebe.

In weiteren Räumen konnten Jugendliche anhand von Kleidungsstücken und Accessoires über den Zusammenhang von zugeschriebenen Rollenbildern und Kleidungsstilen diskutieren. Außerdem bestand die Gelegenheit, sich mit einem speziell designten Memory mit Begrifflichkeiten wie „Transfrau Transmann, Cis Frau Cis Mann, LGBTQI, Transsexualität, Intergeschlechtlichkeit, Queer…“ zu beschäftigen.

Besonders anregend war der "Lifestream", der Jugendliche und junge Erwachsene animierte, mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen. Diese Station überraschte durch einen homosexuellen oder transsexuellen Menschen, der sich den Kleingruppen als Gesprächspartner*in zur Verfügung stellte. Häufig interessierten sich die Jugendlichen für Fragen wie "Wie bekommt man als homosexuelles Pärchen ein Kind", "Wie hast du als Trans-Mann einen Bart bekommen?" und "Was haben deine Eltern gesagt, als du dich geoutet hast?" Die Jugendlichen hatten die Chance, Geschichten mitten aus dem Leben zu hören und aus Fragen Antworten zu machen. Der Lifestream wurde von der Jugendbildung des bsj Marburg entwickelt.

Die bsj-Mitarbeiterinnen Rekha Vadivelu und Susanne Kaiser fassten den Parcours folgendermaßen zusammen: „Wir konnten mit dem konzipierten Format sowohl erste Berührungspunkte mit dem Thema schaffen, als auch Begriffe festigen und tiefgründige Diskussionen ermöglicht. Es wurde deutlich sichtbar, dass ein Großteil der Jugendlichen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt als normalen Teil ihrer Gesellschaft begreifen“.

Das Projekt wird im Rahmen des Programms „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und den Europäischen Sozialfonds gefördert und von der Universitätsstadt Marburg begleitet. Durchgeführt wurde der Polit-Parcours im „Compass“, einem Marburger Jugendzentrum. Danke für die sehr gute Kooperation!