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Abschlussveranstaltung „Familienbildung in der Natur“

Am 25. Oktober 2018 findet im TTZ eine Abschlussveranstaltung des Modellprojektes „Familienbildung in der Natur“ statt. Beginn 9 Uhr

In letzter Zeit sind die frühen, vor allem auch vorschulischen Kindheitsjahre zunehmend in den Blick gekommen, wenn über Bildung diskutiert wurde. Auch wenn dabei meistens der Kita-Ausbau in Quantität und Qualität im Vordergrund stand, so rückt immer mehr auch der Stellenwert der Familie als förderliches mitunter aber auch als „begrenzendes“ Bildungs-, Entwicklungs- oder Sozialisationsmilieu ins Bewusstsein. Entwicklungspsychologisch und soziologisch ist es evident: Die Familie ist nicht nur ein Bildungsort unter vielen. Sie ist grundlegend für den Bildungsprozess, sie ist das primäre Bildungsmilieu, das die kindliche Entwicklung möglich macht und mehr oder weniger gelingend anregt. Familienbildungsinstitutionen setzen hier, z.B. beratend, an. Aber es ist auch für Bildungseinrichtungen wie Kitas, Horte oder Schulen, die sich die meiste Zeit mit der Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes beschäftigen, selbstverständlich notwendig, nicht nur die familiären Bedingungen „ihrer“ Kinder einzuschätzen, sondern auch mit deren Eltern und somit mit den Familien möglichst unterstützend zusammenzuarbeiten. Hierbei kann auch das Außeralltägliche wie der Naturraum um die Ecke eine innovative Rolle spielen.

Der Fachtag möchte einerseits grundlegende psychosoziale, z.B. bindungsbezogene familiäre Bedingungen und Strukturen vertiefen, die für die kindliche Entwicklung u.a. der Neugier relevant sind. Dafür konnte Inken Seifert-Karb (Dipl.-Päd., Analytische Paar- und Familientherapeutin) gewonnen werden.

Andererseits werden die besonderen Möglichkeiten naturpädagogischer Zugänge für die Zusammenarbeit mit sozial benachteiligten Familien thematisiert. Martin Vollmar vom bsj Marburg stellt den Ansatz und die Erfahrungen des Projekts „Familienbildung in der Natur“ vor, das von 2015-2018 mit Unterstützung von Aktion Mensch durchgeführt werden konnte.
Danach sollen Anschlussmöglichkeiten der zur Diskussion gestellten Beispiele und Befunde für die Praxisfelder der teilnehmenden Fachkräfte erörtert werden.

Kurzbeschreibung des Modellvorhabens
Auf Basis der finanziellen Förderung durch „Aktion Mensch“ wird das Projekt (Förderzeitraum 11/2015 bis 10/2018) an zwei Marburger Stadtteilen mit besonderem Förderbedarf durchgeführt. In Kooperation mit städtischen Bildungsträgern und Gemeinwesenvereinen, die in die Quartiersstrukturen vor Ort maßgeblich eingebunden sind, werden naturorientierte Aktivitäten an Nachmittagen und Wochenenden für Familien angeboten.
Es geht darum, die Natur um die Ecke, d.h. nahgelegene Wald-, Park- oder Flusslandschaften, insbesondere für sozial benachteiligte, arme oder von Armut bedrohte Familien als spannende und auch entspannende Spiel-, Entdeckungs- und Rückzugsräume zugänglich zu machen. Solche natürlichen Räume stellen eine wenig beachtete, aber gleichwohl viel versprechende Erfahrungswelt dar, die nicht kognitiv überladen oder medial bereinigt ist. Vielversprechend sind diese Räume hinsichtlich ihres Bildungspotentials, das vor allem der kindlichen Entwicklung entgegen kommt. Ihre Lebendigkeit und Andersheit regt aber nicht nur die kindliche Neugier, den kindlichen Aktions- und Bewegungsdrang sowie die kindliche Phantasie an. Sie kann der Ort für Interaktionen werden, die das familiäre Anerkennungsgefüge stärken, indem gemeinsam gespielt, geforscht, entdeckt oder auch erzählt wird. Klassische Ziele der Familienbildung wie die Stärkung der Erziehungsverantwortung, die Unterstützung der Eltern bei der Entwicklungsförderung ihrer Kinder oder auch die Verbesserung der Lebensqualität, sollen auf diesem Weg verfolgt werden.

Neben der Entwicklung und Realisierung freizeitorientierter, bildungsförderlicher Naturaktivitäten werden im Rahmen des Projekts Qualifizierungen von Fachpersonal durchgeführt oder auch ein Materialpool für Naturprojekte aufgebaut, der zur Ausleihe bereitsteht.

Weitere Informationen finden Sie z.B. hier:
Vollmar, M. (2018). Familienbildung in der Natur. Ein Projekt mit sozial benachteiligten Familien. Erleben & Lernen. Internationale Zeitschrift für handlungsorientiertes Lernen. Heft 3-4 (35-38).