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Abenteuer im Val Grande

und Storytelling: „Was hat das Unterwegssein für Dich bedeutet?“

Die Wanderung im Val Grande begann mit Dauerregen. Es goss wie aus Eimern und auch das Innere der Rucksäcke wurde feucht. Bald gab es keinen trockenen Faden mehr am Körper. Die sechs Jugendlichen trotzten tapfer dem Wetter und gingen stetig bergan aber dann zwang ein unvorhersehbares Ereignis die Gruppe zum Umsteuern: Nach einigen Kilometern Aufstieg gingen die Schuhe eines Teilnehmers kaputt.

Es gab Ersatzschuhe in der Unterkunft. Aber die lag im Tal, ca. 6 bereits erstiegene Kilometer entfernt. Die kaputten Schuhe waren aber nicht zu flicken, es gab keine andere Lösung als umzukehren. So teilte sich die Gruppe: Die Pädagogin ging mit zwei Jugendlichen zurück während die anderen vier Jugendlichen mit dem zweiten Abenteuerpädagogen und der Praktikantin wieder den Anstieg zur ersten Hütte aufnahmen. Die Gruppe im Tal musste somit 12 Extra-Kilometer zurücklegen um dann anschließend noch den steilen Weg zur Hütte zu erklimmen. Es war nicht klar, ob sie die schützende Hütte vor Sonnenuntergang erreichen würden oder im strömenden Regen draußen biwakieren müssten. Die erste Etappe war somit ein sehr herausfordernder Tag mit Unsicherheiten, erhöhter Anstrengung, Umsteuern, einem hohen körperlichen Kraftaufwand, Frustrationen aber auch einer Klarheit, dass ein gemeinsamer Abend mit allen in der Berghütte das Ziel des Tages ist. So kam es auch: die Kleingruppe erreichte vor Sonnenuntergang noch die Hütte und der nächste Tag diente einer Pause und dem Trocknen aller Kleider bevor die nächste Etappe in Angriff genommen wurde. Ein erster Tag, wie man ihn nicht planen kann und der sinnbildlich für das abenteuerliche Unterwegssein in den Bergen allgemein, aber auch für die Tour der in die Fremde aufgebrochenen Gruppe und deren Reise durch die Berge steht.  

Die Wanderung im Nationalpark Val Grande war anspruchsvoll und sehr beeindruckend - am schwersten Tag der Tour erfolgte ein 10stündiger Aufstieg durch Wälder, offenes Gelände, auf Geröllfeldern, am Flusslauf entlang mit steilen Anstiegen bis auf spektakuläre Bergkämme mit atemberaubenden Ausblicken, Baden in Seen und vieles mehr.

Die Motivation der Jugendlichen die Tour zu bewältigen, der Stolz auf das Erreichte und die Freude am Unterwegssein waren sehr hoch. „Ich will das alleine schaffen!“  stoppte ein Teilnehmer den Pädagogen, als dieser ihn bei einem schwierigen Abstieg seine Hilfe anbot.

Dies ist umso eindrücklicher, wenn man bedenkt, dass diese Tour mit ihren vielfachen Herausforderungen Neuland für die reisenden 15/16jährigen war.

Die Wanderung wurde konzipiert mit und für sechs Jugendliche, die Schwierigkeiten mit ihrem Schulbesuch haben. Über das abenteuerliche Unterwegssein in den Bergen und unvorhersehbare Ereignisse, die zum Umsteuern einladen und auffordern, wurden den Teilnehmenden neue Perspektiven und Reflexionsmomente eröffnet. Über Situationen, die für die Jugendlichen aus den gemeinsamen 10 Tagen besonders bedeutsam waren, konnten sie in eigenen Filmen im Stil des „digital Storytelling“ berichten - einem persönlichen individuellen Video im Anschluss an die Tour. Unterstützt wurden die Jugendlichen dabei zusätzlich von einem Filmemacher, der vom Skript bis zu Filmaufnahmen und Ton in jeglicher Hinsicht den Prozess mit professionellem Blick begleitete. Es wird sehr spannend sein, was die einzelnen Jugendlichen im „Storytelling“ berichten. Ihre Geschichten werden gerade medial bearbeitet und - sofern von den Teilnehmerinnengewünscht – im Herbst der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das abenteuerliche Unterwegssein im Val Grande wurde gefördert von der Deutschen Telekom Stiftung.