Sechs Jugendliche der Sophie-von-Brabant-Schule Marburg und der Beruflichen Schulen Kirchhain suchten vom 08.05. bis 12.05.2024 ausnahmsweise nicht nach Handy, Schlüssel, Hausaufgaben, sondern stellten sich der Frage: Was suche ich in meinem Leben? – Das Motto dieser Projektfahrt. Gemeinsam taten sie das mit Menschen mit und ohne Behinderung in der Bildungsstätte ZERUM am Stettiner Haff in Ueckermünde.
Ihre Schulsozialarbeiter*innen Anja Kühnert und Andreas Kiefer (bsj Marburg), ermöglichten ihnen die Teilnahme an einem Begegnungsprojekt mit dem Verein „EbE – Eltern beraten Eltern“ aus Berlin, die seit 25 Jahren an jedem verlängerten Himmelfahrtswochenende am ZERUM in Ueckermünde ein Familienseminar abhalten.
Dieses Jahr entwickelte die Gruppe einen gemeinsamen Theaterworkshop mit einem Auftritt. Sie diskutierten anschließend über Themen, die sie zum Nachdenken über die „Suche nach…“ anregten. Natürlich lud der maritime Raum auch zu Kanutouren, Baden und Strandspaziergängen ein.
Die Marburger Jugendlichen waren Teil einer inklusiven Gruppe, bei der sie im gegenseitigen Kennlernen erfuhren, dass sich der Alltag, aber nicht die Wünsche und Interessen von Jugendlichen mit oder ohne Beeinträchtigung unterscheiden. In gemeinsamen Gesprächen und Aktionen wurde deutlich: Arbeit und Praktika, die Wohnsituation, Liebe und Zukunftsplanung, Freund*innen, Musik und Freizeitaktivitäten waren Themen, die alle Menschen vor Ort ins Gespräch brachten und zeigten, dass alle ganz normal und gleichzeitig ganz verschieden sein können.
Gleichsam benötigen einige Heranwachsende mit Beeinträchtigung hin und wieder Begleitung in bestimmten Situationen, die die Marburger Jugendlichen übernahmen.
Die Marburger Jugendlichen erfuhren spannende praxisbezogenen Einblicke in soziale (und auch hauswirtschaftliche) Themen und erlebten sich in einer neuen Rolle. Zudem boten Reflexionsgespräche immer wieder die Gelegenheit, über gesellschaftspolitische Themen wie Armut und Reichtum, Beeinträchtigung und Teilhabe, aktuelle politische Entwicklungen und Achtsamkeit hinsichtlich benachteiligter Gruppen zu sprechen.
Eindrücklich bleibt dabei die Schilderung einer Familie, die von vielen Hindernissen und Schwierigkeiten berichtete, als es ihrer Tochter möglich gemacht werden sollte, auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig sein zu können. Der Wunsch nach einer inklusiven Gesellschaft, in der ein hohes Maß an Chancengleichheit herrscht, ist für Menschen mit Beeinträchtigung immer noch eine Vision, die an vielen kleinen und großen Dingen im Alltag scheitert. Deswegen schätzen die Familien aus Berlin die Beteiligung der Gruppe aus Marburg besonders. „Eure Jugendlichen können durch die Begegnung mit unseren Kindern zu Botschafter*innen werden und dazu beitragen, dass sie sich mit einer veränderten Sichtweise für benachteiligte Menschen, z. B. Menschen mit Behinderung, einstehen können, wo diese es selbst nicht können. Das fängt schon, dass „behindert“ kein Schimpfwort mehr ist.“, erklärte eine Mutter.